Aufregung um die Genschere in Berlin
Steffen Ibrom
Landwirtschaftsministerin Klöckner wirbt für genverändertes Saatgut in der Landwirtschaft
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Die Aufregung um das EuGH-Urteil des letzten Jahres, das Genome Editing als Gentechnik einstuft, nimmt kein Ende. Nun hat sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erneut zum Thema geäußert. Hintergrund ihrer Aussage ist eine Meldung der UN-Welternährungsorganisation (FAO) von Anfang April, wonach die diesjährige weltweite Getreideernte nicht ausreichen wird, um den globalen Bedarf abzudecken. Zwar wird es nach FAO-Einschätzung aufgrund gut gefüllter Lager zunächst nicht zu einer Verknappung im weltweiten Getreidehandel kommen, jedoch stellt sich angesichts des Klimawandels und einer wachsenden Weltbevölkerung die Frage, wie die Landwirtschaft auf lange Sicht den Bedarf decken kann. Jedenfalls scheint es nicht praktikabel, dauerhaft aus den vorhandenen Lagerbeständen zu leben. Vor diesem Hintergrund forderte die CDU-Ministerin gegenüber der Funke Mediengruppe: „Wir brauchen Pflanzen, die resistent sind gegen Wetterkapriolen und Klimawandel.“ Das Crispr-Verfahren bietet hier die Möglichkeit, Pflanzen resistenter gegen die Folgen der globalen Erderwärmung zu machen, indem es gezielte, geringfügige Veränderungen des Erbgutes von Nutzpflanzen ermöglicht. Damit ist es möglich, Ergebnisse, die auch durch Züchtungen erreicht werden könnten, schneller und effizienter zu erreichen. Befürworter des Verfahrens argumentieren darüber hinaus auch, dass Pflanzen somit nicht nur resistenter für die Folgen des Klimawandels wären, sondern sich auch der großflächige Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft reduzieren ließe. Dies könnte einen wertvollen Beitrag auch für den regionalen Umweltschutz leisten. Verglichen damit, dass insbesondere das EuGH-Urteil im vergangenen Jahr eher einen Rückschlag für Forschende und Unternehmen in der EU darstellte, lassen die Aussagen der Bundeslandwirtschaftsministerin zumindest hoffen, dass auch die Vorteile des Crispr-Verfahrens in der politischen Debatte berücksichtigt werden.