Bakterien der dermalen Mikroflora des Menschen als humane Krankheitserreger

Dr. Joachim Kremerskothen

Die ZKBS hat im Februar 2024 zwei Vertreter der Gattung Roseomonas der Risikogruppe 2 zugeordnet.

Die gram-negativen Coccobacilli Roseomonas mucosa und Roseomonas gilardii gehören zur Gattung Roseomonas, deren Name von der oftmals pinken Pigmentierung der Bakterienkolonien herrührt. R. mucosa und seltener noch R. gilardii sind Erreger sporadisch auftretender humaner Infektionen. Diese Infektionen wurden dann häufig mit Katheter-assoziierten Bakteriämien bei Menschen mit Vorerkrankungen und/oder Immunschwäche in Verbindung gebracht. Gelegentlich waren jedoch auch Menschen ohne Vorerkrankung und ohne Immunschwäche betroffen. Die Differentialdiagnostik zwischen den beiden Spezies ist in der Klinik mit den gängigen Methoden oftmals schwierig, so dass eine Verwechselung zwischen R. gilardii und R. mucosa bei verschiedenen Infektionsereignissen auftreten kann. Eine Infektion mit den beiden Bakterienspezies ist in der Regel mit Antibiotika gut behandelbar.

Da Vertreter der Familie der Acetobacteraceae, zu denen die Gattung Roseomanas gehört, früher hauptsächlich aus Umweltproben (Wasser, Luft und Boden) isoliert wurden, ging man bei der Ursache für humane Infektionen mit diesen Bakterien lange von einer Aufnahme als Kontamination aus der Umgebung aus. Inzwischen wurde jedoch nachgewiesen, dass R. mucosa Teil des normalen dermalen Mikrobioms ist. Bei Infektionen können die Bakterien über geschädigte Hautpartien (z.B durch Injektionen oder Tierbisse) oder aber im Rahmen von operativen Eingriffen in den Körper bzw. das Blutsystem gelangen.

In den Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe 466 „Einstufung von Prokaryonten (Bacteria und Archaea)“ werden R. mucosa sowie R. gilardii (subsp. gilardii und R. gilardii subsp. Rosea) in die Risikogruppe 2 eingestuft.

Die ZKBS ordnet Roseomonas mucosa und Roseomonas gilardii nach § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in Anlage 1 GenTSV als Spender- und Empfängerorganismen für gentechnische Arbeiten in die Risikogruppe 2 ein. Bei den beiden Bakterienspezies handelt es sich um Vertreter der normalen dermalen Mikroflora des Menschen. Gelangen die Bakterien jedoch von der Haut in den Organismus, so können sie u.a. auch bei abwehrgesunden Menschen Infektionserkrankungen auslösen, die im Allgemeinen aber gut therapierbar sind.

Die komplette ZKBS-Stellungnahme kann unter dem Aktenzeichen 45241.0259 abgerufen werden.

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