K. grimontii und K. michiganensis als Spender- oder Empfängerorganismus

Dr. Joachim Kremerskothen

Die ZKBS hat im Mai 2022 eine Stellungnahme zur Risikobewertung von Klebsiella grimontii und Klebsiella michiganensis gem. § 5 Abs. 1 GenTSV veröffentlicht.

Bei Klebsiella grimontii und K. michiganensis handelt es sich um Bakterien aus der Familie Enterobacteriaceae. Beide Bakterienspezies sind gram-negativ, fakultativ anaerob, unbeweglich, stäbchenförmig und kapselbildend. Die Bakterien sind ubiquitär in der Umwelt verbreitet und spielen eine Rolle als **Erreger nosokomialer Infektionen. **

K. grimontii kommt auf der Haut und im Darm gesunder Menschen vor, sowie in Abwässern, Böden, Staub-Aerosolen und auf Pflanzen. Das Bakterium ist assoziiert mit Bakteriämien, dem Diabetischen-Fuß-Syndrom, hämorrhagischer Colitis, Harnwegsinfektionen, Sepsen und Wundinfektionen. Eine Übertragung von K. grimontii erfolgt aerogen oder über direkte und indirekte Kontakte. Neben unterschiedlichen Antibiotikaresistenzen besitzen Stämme des Erregers verschiedene Virulenz- und Fitnessfaktoren. Kommensale Isolate verfügen über dieselben Virulenz- und Fitnessfaktoren wie pathogene Stämme und stellen oftmals den Ausgangspunkt für opportunistische Infektionen dar.

K. michiganensis besitzt ein Wachstumsoptimum bei 35 °C sowie ein pH-Optimum bei ca. 7. Das Bakterium ist ein weit verbreiteter Erreger, der auf der Haut, der Rachenschleimhaut und im Darm gesunder Menschen sowie in Abwässern, Aquakulturen, Böden, Gewässern, in der Rhizosphäre, auf Pflanzen, Insekten und Säugetieren vorkommt. Unabhängig vom Immunstatus der Patienten ist das Bakterium mit Bakteriämien, Diarrhöen, hämorrhagischer Colitis, intraabdominellen Infektionen, Meningitiden, Pneumonien, Sepsen und Wundinfektionen assoziiert. Zudem sind zwei nicht näher beschriebene Infektionen von Pferden mit K. michiganensis bekannt. Die Übertragung des Erregers verläuft aerogen oder über direkte und indirekte Kontakte. Auch zu K. michiganensis liegen Berichte über Resistenzen gegenüber verschiedenen Antibiotika (z.B. aus den Gruppen der β-Laktame, Makrolidantibiotika, Peptidantibiotika, Sulfonamide und Tetrazykline) vor. Wie schon bei K. grimontii, basiert auch die Pathogenität von K. michiganensis auf der Präsenz verschiedener Virulenz- und Fitnessfaktoren, die sowohl bei kommensalen Isolaten wie auch bei pathogenen Stämmen des Erregers nachweisbar sind und oftmals den Ausgangspunkt für opportunistische Infektionen darstellen. Es wurden zwischenzeitlich jedoch auch einzelne Isolate ohne chromosomal- oder plasmidkodierte Pathogenitätsinseln identifiziert. K. michiganensis ist zudem ein Pflanzenpathogen und gilt als Erreger der Welkekrankheit der Weißen Maulbeere.

Beide Bakterienspezies werden in der TRBA 466 „Einstufung von Prokaryonten (Bacteria und Archaea)“ der Risikogruppe 2 zugeordnet.

Die ZKBS stuft in ihrer aktuellen Stellungnahme K. grimontii und K. michiganensis nach § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in Anlage 1 GenTSV als Spender- und Empfängerorganismen für gentechnische Arbeiten in die Risikogruppe 2 ein. In der Begründung heißt es, dass es sich bei K. grimontii und K. michiganensis um weit verbreitete Krankheitserreger handelt, die auch bei abwehrgesunden Menschen schwere Erkrankungen auslösen können. K. michiganensis kann darüber hinaus auch für Pferde pathogen sein.

Die aktuelle ZKBS Stellungnahme zu K. grimontii und K. michiganensis kann unter dem Aktenzeichen Az. 45241.0238 abgerufen werden.

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