Respirovirus bovis ist mit dem bovine respiratory disease (BRD) assoziiert
Dr. Joachim Kremerskothen
In ihrer Stellungnahme vom November 2023 stuft die ZKBS einen Krankheitserreger von Huftieren in die Risikogruppe 2 ein.
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Respirovirus bovis (Synonym: Bovine parainfluenza virus 3, BPIV-3) gehört zur Familie der Paramyxoviridae und besitzt ein einzelsträngiges, unsegmentiertes (-)RNA Genom. Das weltweit verbreitete BPIV-3 wurde erstmalig im Jahr 1959 in den USA bei erkrankten Rindern isoliert und ist mit dem sog. bovine respiratory disease (BRD) assoziiert. Diese Erkrankung ist durch ein unspezifisches Krankheitsbild gekennzeichnet, welches Fieber, Husten, Tränenfluss, nasalen Ausfluss, Abgeschlagenheit und Atemnot umfassen kann. BRD verläuft oftmals mild, jedoch sind auch schwere oder tödliche Verläufe, die mit einer Pneumonie einhergehen, beschrieben. Ausbrüche von BRD in Nutztierherden sind oftmals mit negativen Umwelteinflüssen, wie z.B. Stress durch Tiertransporte oder eine mangelhafte Tierhaltung, assoziiert. Innerhalb der Herden erfolgt die Transmission von BPIV-3 hauptsächlich über Aerosole oder Kontakt mit dem Nasensekret infizierter Tiere. Zur Prävention von BRD sind in Deutschland mehrere Impfstoffe gegen BPIV-3 zugelassen.
Der Wirtsbereich von BPIV-3 umfasst neben Rindern auch andere domestizierte Huftiere wie z.B. Schafe, Ziegen, Wasserbüffel und Yaks. Diskutiert wird darüber hinaus auch eine BPIV-3 Infektion von wildlebenden Huftieren (z.B. Bisons, Elche, Nashörner und Kamele). Für den Menschen ist bislang nur in einem Fall eine Infektion mit BPIV-3 bei einem Kleinkind mit einer Pneumonie beschrieben. Klinische Studien mit attenuierten BPIV-3 ergaben jedoch, dass der Mensch grundsätzlich mit BPIV-3 (mit geringer Effizienz) infiziert werden kann. In den Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) 462 „Einstufung von Viren in Risikogruppen“ ist BPIV-3 der Risikogruppe 1 mit dem Zusatz „Containment Tier t2^1“ zugeordnet.
Die ZKBS stuft Respirovirus bovis nach § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in Anlage 1 GenTSV als Spender- und Empfängerorganismus für gentechnische Arbeiten in die Risikogruppe 2 ein. Das Virus besitzt einen breiten Wirtsbereich; eine Infektion bei verschiedenen Huftieren und auch beim Menschen ist vermutlich mit einer respiratorischen Erkrankung assoziiert.
Die ZKBS-Stellungnahme kann unter dem Aktenzeichen 45242.0212 abgerufen werden.