Risikobewertung der Hefe Clavispora lusitaniae
Dr. Joachim Kremerskothen
In der ZKBS-Stellungnahme vom Juli 2023 wird Clavispora lusitaniae der Risikogruppe 2 zugeordnet.
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Clavispora lusitaniae aus der Familie Metschnikowiaceae ist eine Hefe Spezies, die u.a. aus Rückständen bei der Palmölproduktion, aus Fruchtsaft, Rohmilch, Sauerteig und von Agaven während deren Fermentation isoliert wurde. Das Genom von C. lusitaniae kodiert u.a. für Virulenzfaktoren wie Adhäsine, Aspartylproteinasen, Phospholipasen und Lipasen.
C. lusitaniae wird als Erreger von Infektionen bei immunsupprimierten Patienten (etwa Krebspatienten, Dialysepatienten, Frühgeborenen und Transplantatempfänger) beschrieben. Candidämien mit C. lusitaniae, die häufig Katheter-assoziiert waren, verliefen dabei z. T. tödlich. Neben den Candidämien kann C. lusitaniae u.a. auch Candidosen des Urogenitaltrakts oder auch Pneumonien auslösen. Vereinzelt wurde gezeigt, dass C. lusitaniae auch bei immunkompetenten Menschen Infektionen hervorrufen kann. In der Regel ist C. lusitaniae sensibel für Antimykotika wie Flucytosin oder Azole (z.B. Fluconazol, Itraconazol, Posaconazol und Voriconazol), während Resistenzen gegen Amphotericin B und Echinocandine häufiger vorkommen. Einige Isolate von C. lusitaniae erwiesen sich jedoch als resistent gegen Flucytosin, Ketoconazol oder Fluconazol. In der Diagnostik kann C. lusitaniae anhand von gängigen Routinetests oftmals nicht zuverlässig von anderen Candida-Spezies unterschieden werden. In der TRBA 460 „Einstufung von Pilzen“ ist C. lusitaniae der Risikogruppe 1+ zugeordnet (der Zusatz + gibt an: In Einzelfällen als Krankheitserreger nachgewiesen oder vermutet, Krankheitsfälle meist nur bei abwehrgeminderten Menschen; allerdings Identifizierung der Art oft nicht zuverlässig). Die ZKBS stuft C. lusitaniae in ihrer aktuellen Stellungnahme nach § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in Anlage 1 GenTSV als Spender- und Empfängerorganismus für gentechnische Arbeiten in die Risikogruppe 2 ein, da die fakultativ pathogene Hefe nicht nur bei Immunsupprimierten, sondern in seltenen Fällen auch bei Immunkompetenten Infektionen auslösen kann.
Die komplette ZKBS-Stellungnahme kann unter dem Aktenzeichen 45243.0128 abgerufen werden.