Risikobewertung der ZKBS zu einem Katzenvirus
Dr. Joachim Kremerskothen
In ihrer aktuellen Stellungnahme vom Dezember 2022 hat die ZKBS das Feline morbillivirus in die Risikogruppe 2 eingestuft.
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Das Feline morbillivirus (FeMV) gehört zur Familie der Paramyxoviridae. Das Virus wurde erstmals im Jahr 2012 aus wildlebenden Hauskatzen (Felis catus) in Hongkong isoliert und dort mit verschiedenen entzündlichen Erkrankungen der Niere (Nephritiden) von infizierten Tieren in Verbindung gebracht.
FeMV-Partikel bestehen aus einem linearen, nicht segmentierten Einzelstrang-RNA-Genom negativer Orientierung, welches von einer Virushülle umgeben ist. Die virale Replikation erfolgt im Zytoplasma infizierter Zellen. Das virale Genom kodiert für sechs Strukturproteine. Durch Leserasterverschiebung und mRNA-Editierung werden noch zwei weitere Nicht-Struktur-Proteine gebildet, die für die Unterdrückung der angeborenen Immunantwort von Bedeutung sind.
Untersuchungen der vergangenen Jahre ergaben, dass FeMV in Hauskatzen weltweit verbreitet ist. Das Wirtsspektrum von FeMV scheint dabei nicht auf Katzen beschränkt zu sein, da natürliche Infektionen auch in Opossums und Hunden beobachtet wurden. In infizierten Katzen zeigten sich neben Nephritiden vor allem entzündliche Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege. FeMV scheint zudem in Katzen zu persistieren, wo es dann zu einer chronischen Infektion führen kann. Eine mögliche Verbindung zwischen FeMV-Infektionen und chronischen Nierenerkrankungen bei Katzen konnte jedoch bislang nicht abschließend geklärt werden. FeMV-Infektionen des Menschen wurden bisher nicht beobachtet.
Der Übertragungsweg von FeMV ist derzeit noch unbekannt. Es wird aber angenommen, dass das FeMV über kontaminierte Aerosole und evtl. auch über Urin übertragen wird.
Nach § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in Anlage 1 GenTSV wird FeMV von der ZKBS als Spender- und Empfängerorganismus für gentechnische Arbeiten der Risikogruppe 2 zugeordnet. Begründet wird diese Zuordnung durch Daten, die für FeMV ein breites Wirtsspektrum, u.a. für Hauskatzen und Hunde, zeigen. Ein mögliches zoonotisches Potenzial von FeMV ist zudem nicht auszuschließen.
Die ZKBS Stellungnahme kann unter dem Aktenzeichen 45242.0206 abgerufen werden.