Risikobewertung des Bakteriums Kerstersia gyiorum

Dr. Joachim Kremerskothen

In ihrer Stellungnahme vom Februar 2024 stuft die ZKBS das Bakterium Kerstersia gyiorum als fakultativen Krankheitserreger in die Risikogruppe 2 ein.

Kerstersia gyiorum gehört zur Familie der Alcaligenaceae, die pathogene und fakultativ pathogene Bakterienspezies beinhaltet und in der Umwelt weit verbreitet vorkommt. Das Bakterium wurde zuerst 2003 bei der Analyse humaner klinischer Proben aus Bein- und Knöchelwunden, Kot sowie Sputum von Patienten mit unterschiedlichen Wundinfektionen beschrieben. In wenigen Fällen zeigten auch ansonsten gesunde Personen nach einer Infektion mit K. gyiorum das Auftreten von chronischen Otitiden (Mittelohrentzündungen). Patienten mit Wundinfektionen wiesen hingegen unterschiedliche Vorerkrankungen auf und dort wurde K. gyiorum oft als Mischinfektion mit anderen Spezies diagnostiziert. Der genaue Pathogenitätsmechanismus von K. gyiorum sowie dessen Beitrag zu den jeweiligen beobachteten Symptomen bei Mischinfektionen ist bislang nicht eindeutig geklärt. Genomanalysen deuten jedoch auf das Vorliegen verschiedener Virulenzfaktoren bei dem Bakterium hin. Infektionen mit K. gyiorum waren i.d.R. gut behandelbar.

In den Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) 466 „Einstufung von Prokaryonten (Bacteria und Archaea)“ wird K. gyiorum der Risikogruppe 2 zugeordnet.

Die ZKBS stuft Kerstersia gyiorum gem. § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in Anlage 1 GenTSV als Spender- und Empfängerorganismus für gentechnische Arbeiten in die Risikogruppe 2 ein. Das Bakterium ist weit verbreitet und konnte gelegentlich (u.a. bei abwehrgesunden Menschen) im Rahmen von Wundinfektionen oder Otitiden nachgewiesen wird. Der genaue Beitrag von K. gyiorum zum Krankheitsbild ist bislang jedoch unklar.

Die komplette ZKBS-Stellungnahme kann unter dem Aktenzeichen 45241.0263 abgerufen werden.

Zurück zum Blog

Weitere Artikel im AGCT-Gentechnik.report