Risikobewertung eines Influenza-A-Virus H9N2 Stammes aus Nilflughunden

Dr. Joachim Kremerskothen

Die ZKBS hat im März 2024 den Influenza-A-Virus Stamm A/bat/Egypt/381 OP/2017 (H9N2) in die Risikogruppe 3 eingestuft.

Alphainfluenzavirus influenzae (Influenza-A-Viren, FLUAV) des Subtyps H9N2 sind weltweit in Geflügelfarmen und bei Wildvögeln verbreitet. Die Viren weisen ein breites Wirtsspektrum auf und infizieren neben Geflügel auch verschiedene Säugetierspezies. Eine Übertragung der Viren kann über die Luft, Staub, Futter oder Wasser erfolgen. Die Infektion verläuft bei Vögeln in der Regel asymptomatisch. Eine Infektion erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Sekundärinfektion, welche mit einer Letalität von 10 % einhergeht.

Für einzelne Stämme des Subtyps H9N2 wurde eine Transmission auf in Farmen gehaltene Schweine und Nerze beobachtet, wobei die Tiere eine unterschiedlich starke Ausprägung von Krankheitssymptomen nach einer Infektion zeigten. Verschiedene Stämme des Subtyps H9N2 bzw. deren Derivate sind zudem in der Lage, Menschen zu infizieren. Die Infektion beim Menschen geht jedoch in der Regel mit einer milden grippeähnlichen Symptomatik einher. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch kann nicht ausgeschlossen werden. Gemäß der Empfehlung der ZKBS zur „Risikobewertung von Influenzaviren als Spender- oder Empfängerorganismen für gentechnische Arbeiten gem. § 5 Abs. 1 GenTSV“ (Az.: 6790-05-02-29, Aktualisiert November 2015) werden die bislang bewerteten FLUAV des Subtyps H9N2 der Risikogruppe 2 zugeordnet.

Der Stamm A/bat/Egypt/381 OP/2017 wurde 2017 aus Abstrichen eines Nilflughundes isoliert, der jedoch keine Krankheitssymptome aufwies. In Infektionsexperimenten wurde später gezeigt, dass A/bat/Egypt/381 OP/2017 im Gegensatz zu anderen H9N2-Stämmen in der Lage ist, effektiv und anhaltend im Frettchen zu replizieren. Im Gegensatz zu vorangegangenen Infektionsversuchen mit anderen H9N2-Stämmen, welche einen milden Krankheitsverlauf bei den Frettchen verursachten, verloren 13 % der mit A/bat/Egypt/381 OP/2017 infizierten Tiere Gewicht und 93 % der Tiere bekamen hohes Fieber. Jedoch verstarb keines der infizierten Frettchen. Neuere Untersuchungen ergaben weiterhin, dass humane ex vivo-Lungenkulturen mit dem Stamm A/bat/Egypt/381 OP/2017 infiziert werden können.

Die ZKBS stuft gem. § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in Anlage 1 GenTSV den Alphainfluenzavirus influenza Stamm A/bat/Egypt/381 OP/2017 als Spender- und Empfängerorganismus für gentechnische Arbeiten vorsorglich der Risikogruppe 3 ein, da sich dieser Stamm in mehreren Pathogenitätsaspekten wesentlich von anderen H9N2-Stämmen unterscheidet, die bislang bei Säugetieren aufgetreten sind. Eine Transmission von A/bat/Egypt/381 OP/2017 auf den Menschen und eine Replikation in humanen Geweben kann nicht ausgeschlossen werden. Eine präexistierende Immunität des Menschen gegen A/bat/Egypt/381 OP/2017 ist nicht zu erwarten. Daher kann in Bezug auf die ZKBS-Stellungnahme Az.: 6790-05-02-29 (aktualisiert November 2015) ein erhöhtes Pandemierisiko durch eine Infektion mit A/bat/Egypt/381 OP/2017 zunächst nicht ausgeschlossen werden.

Die komplette ZKBS-Stellungnahme kann unter dem Aktenzeichen 45242.0216 abgerufen werden.

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