Risikobewertung eines Zika-ähnlichen Virus

Dr. Joachim Kremerskothen

Die ZKBS hat im Mai 2024 das Spondweni virus in die Risikogruppe 2 eingestuft.

Das Spondweni virus (SPONV) wurde erstmalig 1952 in Nigeria aus dem Blut eines zehnjährigen Kindes mit Fieber und Kopfschmerzen isoliert. SPONV gehört innerhalb der Familie der Flaviviridae zum Genus Orthoflavivirus und bildet zusammen mit dem eng verwandten Zika Virus (ZIKV) die Spondweni-Serogruppe. Das Genom von SPONV besteht aus einer linearen, einzelsträngigen RNA positiver Polarität. SPONV ist im südlich der Sahara gelegenen Teil Afrikas sowie möglicherweise auch in der Karibik (Haiti) verbreitet. Außer aus dem Menschen wurde SPONV aus verschiedenen Stechmückenspezies isoliert. Daneben wurden virusspezifische Antikörper gegen SPONV bei Vögeln, Kleinsäugern und Wiederkäuern detektiert. Mäuse und nicht-humane Primaten konnten experimentell mit SPONV infiziert werden. Seit der Entdeckung von SPONV wurden sechs humane Infektionsfälle beschrieben, darunter zwei Laborinfektionen. Wahrscheinlich ist, dass weitere SPONV-Infektionen unentdeckt geblieben sind, weil sie fälschlicherweise als ZIKV-Fälle diagnostiziert wurden. Bei den sechs beschriebenen Fällen ging die Infektion zumeist mit Fieber, Übelkeit, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie einer Konjunktivitis einher. Tödliche Krankheitsverläufe sind nicht beschrieben.

Die Übertragung von SPONV erfolgt vermutlich durch Stechmücken. Eine Studie an immungeschwächten Mäusen ergab zudem, dass eine sexuelle Übertragung von SPONV nicht auszuschließen ist, da das Virus in den Hoden und bei einigen Tieren auch im Ejakulat nachweisbar war. Humane Fälle einer sexuellen Übertragung von SPONV sind bislang nicht beschrieben.

Nach § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in Anlage 1 GenTSV wird das Spondweni Virus von der ZKBS als Spender- und Empfängerorganismus für gentechnische Arbeiten der Risikogruppe 2 zugeordnet. In der Begründung heißt es, dass SPONV einen breiten Wirtsbereich besitzt, der neben verschiedenen Stechmückenspezies auch den Menschen und andere Säugetiere sowie Vögel umfasst. Das Virus weist ein vergleichbares Gefährdungspotenzial wie das eng verwandte ZIKV (Risikogruppe 2) auf. Eine SPONV-Infektion kann beim Menschen eine milde bis moderate Erkrankung auslösen, nach aktuellem Kenntnisstand gibt es jedoch keine tödlichen Krankheitsverläufe.

Die ZKBS-Stellungnahme kann unter dem Aktenzeichen 402.08020204.0005.0001 abgerufen werden.

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