Risikobewertung von Allofrancisella frigidaquae

Dr. Joachim Kremerskothen

ZKBS stuft Allofrancisella frigidaquae als Spender- und Empfängerorganismus in die Risikogruppe 2 ein.

Allofrancisella frigidaquae und das Isolat Francisella sp. W12-1076 sind Gram-negative, aerobe, unbewegliche und Katalase-positive Bakterien aus der Familie der Francisellaceae, die aus Wasserreservoiren von Kühlsystemen isoliert wurden. Ein Vergleich der Gesamtgenomsequenz von Allofrancisella frigidaquae und Francisella sp. W12-1076 zeigte eine sehr hohe Ähnlichkeit, sodass das Isolat der Spezies A. frigidaquae zuzuordnet wurde. A. frigidaquae wächst in einem Temperaturbereich von 18 bis 37 °C, das Temperaturoptimum liegt bei 30 bis 32 °C. Vertreter der Gattung Allofrancisella produzieren β-Laktamasen und sind resistent gegen Chloramphenicol, aber empfindlich gegenüber Ciprofloxacin, Doxyzyklin, Gentamicin, Levofloxacin und Tetrazyklin. Das Genom von A. frigidaquae enthält zwei Cluster mit Ähnlichkeit zur Francisella-Pathogenitätsinsel (FPI). Die FPI ist wichtig für die Pathogenität und das intrazelluläre Wachstum von Francisella tularensis und enthält 15 bis 19 offene Leserahmen (ORF), die u. a. für ein Typ-VI-Sekretionssystem (T6SS) kodieren. Daneben enthält das Genom von A. frigidaquae weitere Gene für mögliche Virulenzfaktoren wie z.B. Chitinasen, die für die Pathogenität von Legionella spp. für Mäuse relevant sind. A. frigidaquae persistiert in der humanen Makrophagen-Zelllinie U937, humanen Alveolarepithelzellen, der Maus-Makrophagen-Zelllinie J774A.1 und in der Amöbe Acanthamoeba lenticulata, ist aber nicht in der Lage, sich in diesen Zellen zu vermehren. Das Bakterium wird in der TRBA 466 „Einstufung von Prokaryonten (Bacteria und Archaea)“ der Risikogruppe 1 zugeordnet. Die ZKBS ordnet Allofrancisella frigidaquae (Francisella sp. W12-1067) nach § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in Anlage 1 GenTSV als Spender- und Empfängerorganismus für gentechnische Arbeiten der Risikogruppe 2 zu, da das Bakterium mit bakteriellen Krankheitserregern von Tieren und Menschen verwandt ist und intrazellulär in etablierten Zelllinien und Amöben persistiert. Das Genom enthält Gene mit Ähnlichkeit zu Virulenz- und Fitnessfaktoren pathogener Bakterien. Eine Pathogenität von A. frigidaquae ist deshalb nicht auszuschließen Die ZKBS-Stellungnahme kann unter dem Aktenzeichen Az. 45241.0222 abgerufen werden.

Zurück zum Blog

Weitere Artikel im AGCT-Gentechnik.report