Risikobewertung von S. Typhi ZH9 hinsichtlich seiner Nutzung als Lebendimpfstoff
Dr. Joachim Kremerskothen
Die ZKBS hat eine Risikobewertung von Salmonella enterica ssp. enterica Serovar Typhi ZH9 veröffentlicht.
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Salmonella enterica ssp. enterica Serovar Typhi (S. Typhi) ist ein fakultativ intrazelluläres, humanpathogenes Bakterium aus der Familie Enterobacteriaceae. Das Bakterium ist weltweit verbreitet und verursacht v.a. in Südostasien, Afrika, Zentral- und Südamerika die systemische Infektionskrankheit Typhus. An Typhus erkranken jährlich über 10 Millionen Menschen, über 100.000 Menschen pro Jahr sterben daran. S. Typhi wird von der ZKBS in die Risikogruppe 3 eingestuft.
Die aktuelle ZKBS-Stellungnahme aus November 2022 beinhaltet die Risikobewertung des attenuierten Stammes S. Typhi ZH9 (2022), dessen Verwendung als Lebendimpfstoff (als M01ZH09 bezeichnet) überprüft werden soll. Zur Entwicklung von S. Typhi ZH9 wurde als Ausgangsstamm S. Typhi Ty2 gewählt, der bereits eine Attenuierung aufweist. S. Typhi ZH9 wurde durch das Einfügen von zwei weiteren Mutationen in Ty2 generiert, die eine Auxotrophie hervorrufen bzw. die systematische Vermehrung des Bakteriums verhindern. Zur Verträglichkeit und Wirksamkeit von S. Typhi ZH9 (2022) liegen bereits die Ergebnisse aus sechs klinischen Studien mit insgesamt 371 Probanden vor. Nach einer einmaligen oralen Verabreichung wurde der Impfstamm dabei insgesamt als gut verträglich und sicher beschrieben. Bei den behandelten Personen traten keine Bakteriämien oder andere schwerwiegende Nebenwirkungen auf. Als unerwünschte Ereignisse nach der oralen Verabreichung wurden sowohl in den Impf- als auch in den Placebo-Gruppen gastrointestinale Nebenwirkungen, Kopfschmerzen und Fieber beobachtet. Diese wurden jedoch zumeist als leicht, gelegentlich als mittelschwer und in wenigen Fällen als schwer beurteilt. Die gesteigerte Attenuierung von S. Typhi ZH9 im Vergleich zum Wildtyp korreliert neben einer verringerten Pathogenität auch mit einer verringerten Biodistribution und Ausscheidung. So wurden in klinischen Studien keine S. Typhi ZH9-Bakterien in Blutproben oder Urinproben detektiert. Ausscheidungen des Impfstamms über Fäzes wurden vornehmlich in den ersten sieben Tagen nach der Verabreichung nachgewiesen.
Nach § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in der Anlage 1 GenTSV stuft die ZKBS Salmonella enterica ssp. enterica Serovar Typhi ZH9 (2022) als Spender- und Empfängerorganismus für gentechnische Arbeiten in die Risikogruppe 1 ein. Begründet wird dies durch die in umfangreichen klinischen Studien nachgewiesene gute Verträglichkeit des potenziellen Impfstammes.
Die ZKBS Stellungnahme kann unter dem Aktenzeichen Az. 45241.024 abgerufen werden.