Was hilft wirklich gegen Adeno-assoziierte Viren (AAV)?

Dr. Alexander Heinick

AAV werden zur Transfektion immer häufiger eingesetzt. Reichen alkoholische Desinfektionsmittel, um sie sicher zu inaktivieren?

Bereits in den AGCT-Gentechnik.reporten vom 30.04.2021 und vom 29.10.2021 sind wir auf den Umgang und die Desinfektionsmaßnahmen mit AAV eingegangen.

Laut Zentraler Kommission für Biologische Sicherheit (ZKBS) sind zur Händedesinfektion ausschließlich alkohol-basierte Mittel zugelassen, und es gibt keine wirksamen Handdesinfektionsmittel gegen Parvoviren inklusive der zur Familie der Parvoviridae gehörenden AAV. Dabei sind AAV sehr unempfindlich gegenüber alkoholischen Desinfektionsmitteln, die wegen ihrer besseren Verträglichkeit bzw. der geringen Toxizität für den Menschen dennoch genutzt werden. Bei gentechnischen Arbeiten mit AAV oder AAV-Vektoren der Risikogruppe 2 (AAV-4, AAV-7, AAV-10 bis AAV-13) sind deshalb laut ZKBS Einmal-Handschuhe zu tragen, die regelmäßig zu wechseln sind und die Hände sind häufig zu waschen (ZKBS Az. 6790-10-73).

Im Mai 2024 wurde ein Artikel im Laborjournal von Matusch, Matusch und Weiskirchen veröffentlicht, der sich mit diesem Missstand genauer befasst (Laborjournal. 5/2024 S. 54-55). Die dort zitierten Originalpublikationen zur Inaktivierung von AAV-Konstrukten von Korte et al. (Hum. Gene Ther. 32(13-14): 771-81), Tomono et al. (Hum. Gene Ther. Methods 28(1):39-48) und Howard et al. (Hum. Gene Ther. Methods 28(1):39-48) zeigen, dass 70% Ethanol, 1,5% H2O2 und 0,25% Peressigsäure (PAA) unwirksam gegen AAV2 und AAV-5 sind.

Aber welche Mittel helfen denn nun wirklich gegen AAV? Laut dieser Studien denaturiert 0,5% Natriumhypochlorit (NaOCl) bereits nach einer Minute Capsid und Untereinheiten des Virus. Bereits 0,06% NaOCl reduziert die Infektiösität von AAV1, AAV2, AAV8 und AAV9. Nach 5 Minuten 0,7% NaOCl war AAV-1 nicht mehr transfektionsfähig. Die Dekontamination der Hände nach Testanschmutzungen mit AAV selbst wurde jedoch noch nicht systematisch untersucht. Da 0,5% NaOCl zu alkalisch für die Haut ist, kann sie mit (Natriumhydrogencarbonat) NaHCO3 x 2 H2O gepuffert werden und man erhält die sog. „Dakin’s Solution“. Als Fertigprodukt für die Desinfektion der Haut wäre „Dakin Cooper Stabilisé 0,5%“ aus Belgien oder Frankreich erhältlich. Eine Dekontamination bzw. Desinfektion mit Dakin kann und soll das gründliche Händewaschen natürlich nicht ersetzen, stellt aber eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme dar. Gerade bei der Nutzung von AAV-Konstrukten mit onkogenem Potenzial könnten sich hierdurch Beschäftigte etwas mehr als von der ZKBS empfohlen schützen.

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