Risikobewertung der ZKBS für SV40Die ZKBS hat im Dezember 2022 eine Risikobewertung für das Betapolyomavirus macacae (Synonym: Simian Virus 40 (SV-40)) veröffentlicht. Von Dr. Joachim Kremerskothen 31.1.2023

Das Betapolyomavirus macacae (Synonyme: Simian-Virus 40 (SV40)) und Macaca mulatta polyomavirus 1 (MmPV1)), wurde erstmalig 1960 als Kontamination in Nierenzellkulturen von Rhesusaffen (Macaca mulatta) entdeckt, die zur Herstellung von Poliovakzinen verwendet wurden. Das nicht-umhüllte B. macacae Virion enthält ein zirkuläres, doppelsträngiges DNA-Genom, welches für neun virale Proteine kodiert. Eines dieser Proteine, das große Tumor-Antigen (large tumor-antigen, T-Ag), kann unter bestimmten Bedingungen zur Immortalisierung oder auch malignen Transformation von infizierten Wirtszellen beitragen.

Die natürlichen Wirte von B. macacae sind Affen, insbesondere Makaken und Rhesusaffen. In infizierten Tieren verursacht das Virus im Allgemeinen keine klinischen Symptome, in Einzelfällen können jedoch schwere Krankheitsverläufe auftreten. Eine Übertragung von B. macacae kann entweder indirekt über die Kontamination der Umgebung oder durch den direkten Kontakt der Affen untereinander erfolgen.

Bei Menschen konnte eine Infektion mit B. macacae bereits in den 1960er Jahren nach einer Behandlung mit kontaminierten Impfstoffen gezeigt werden. In den infizierten Personen traten dabei keine Krankheitssymptome auf. Wegen des transformierenden Potentials einiger der viralen Proteine von B. macacae wurde zunächst vermutet, dass sich in Menschen, die mit den kontaminierten Impfstoffen behandelt wurden, evtl. Tumorerkrankungen entwickeln würden. Allerdings zeigten mehrere Langzeit-Follow-up-Studien keinerlei erhöhtes Krebsrisiko bei Empfängern von B. macacae-kontaminierten Impfstoffen. Es gibt bisher zudem keine Hinweise für eine Ansteckung mit B. macacae von Mensch zu Mensch.

Nach § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien im Anhang I GenTSV stuft die ZKBS in ihrer aktuellen Stellungnahme B. macacae als Spender- und Empfängerorganismus für gentechnische Arbeiten in die Risikogruppe 2 ein. B. macacae besitzt einen breiten Wirtsbereich und kann neben Affen auch den Menschen infizieren. Dabei verlaufen die Infektionen typischerweise ohne klinische Symptome, können jedoch in seltenen Fällen zumindest bei infizierten Affen zu schweren Verläufen führen. Ein geringes humanpathogenes Potenzial von B. macacae kann nicht ausgeschlossen werden.

Die ZKBS Stellungnahme zu B. macacae kann unter dem Aktenzeichen Az. 45242.0207 abgerufen werden. Zu beachten ist, dass diese aktuelle Stellungnahme eine ältere Stellungnahme (Az. 6790-10-34 von 1995) außer Kraft setzt, auf die sich wiederum einige nachfolgende ZKBS Stellungnahmen bezogen.