Sind Phleboviren gesundheitsgefährdend?Die ZKBS hat in ihrer Stellungnahme vom Juli 2023 verschiedene Phleboviren-Spezies der Risikogruppe 2 zugeordnet. Von Dr. Joachim Kremerskothen 28.9.2023

Die Viren Phlebovirus bogoriaense(BGRV), Phlebovirus embossosense (EMBV), Phlebovirus kiborgochense (KBGV), Phlebovirus ntepesense (NTPV) und Phlebovirus perkerraense (PKEV) gehören zur Familie der Phenuiviridae und besitzen ein (-)-RNA Genom aus drei Segmenten. Die fünf Virus-Spezies wurden erstmalig zwischen 2014 und 2016 in Kenia vornehmlich aus Sandmücken isoliert. Sandmücken dienen dabei anscheinend als Vektor und durch vertikale Transmission zugleich als Reservoir für die Phleboviren-Spezies. Bislang liegen keine Daten zu akuten Infektionen beim Menschen durch die fünf genannten Virus-Spezies vor. Aufgrund der Verwandtschaft zu humanpathogenen Vertretern der Familie Phenuiviridae, welche milde Erkrankungen (wie z.B. selbstlimitierendes Fieber) auslösen, wird jedoch auch bei BGRV, EMBV, KBGV, NTPV und PKEV von einem geringen Risiko für die menschliche Gesundheit ausgegangen. Diese Annahme wird unterstützt durch Ergebnisse aus Tierversuchen. Danach führte die intrakranielle Verabreichung von 4 × 105 Plaque bildenden Einheiten NTPV in drei bis vier Tage alten Mäusen zu Lähmungen der Gliedmaßen und nach fünf bis acht Tagen zum Tod. Außerdem zeigte sich, dass Zellkulturen von Fledermaus, Huhn, Mensch, Maus, Rind, Schwein und Sandmücke in vitro produktiv mit NTPV infiziert werden können. Für BGRV, EMBV, KBGV und PKEV liegen bislang keine Daten zum Gefährdungspotenzial, zum Wirtsbereich und zur Verbreitung vor.

Die ZKBS stuft in ihrer Stellungnahme die fünf Virusspezies BGRV, EMBV, KBGV, NTPV und PKEV nach § 5 Abs. 1 GenTSV i.V.m. den Kriterien in Anlage 1 GenTSV als Spender- und Empfängerorganismen für gentechnische Arbeiten in die Risikogruppe 2 ein. Die genannten Phleboviren werden durch Sandmücken auf den Menschen übertragen, sind bisher hinsichtlich ihres Wirtsspektrums sowie ihres human- und tierpathogenen Potenzials jedoch nur wenig charakterisiert. Aufgrund der engen Verwandtschaft zu humanpathogenen Vertretern der Familie Phenuiviridae kann für BGRV, EMBV, KBGV, NTPV und PKEV ein (vermutlich geringes) Risiko für die menschliche Gesundheit nicht ausgeschlossen werden.

Die komplette ZKBS-Stellungnahme kann unter dem Aktenzeichen 45242.0210 abgerufen werden.